„The Way to Glory“: bilaterales deutsch-israelisches Symposium 2016
09.02.2017
„The Way to Glory“: bilaterales deutsch-israelisches Symposium 2016
Auf der Grundlage des deutsch-israelischen Regierungsabkommens über eine Zusammenarbeit im Sport fand am 22. und 23. November 2016 in Netanya unter der Beteiligung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) das deutsch-israelische Sportsymposium „The Way to Glory“ statt.
Teilnehmer des deutsch-israelischen Symposiums 2016 "The Way to Glory"Quelle: Dr. Karl Quade, BMI
Mit dem Symposium wurde der langjährige und vielfältige Erfahrungsaustausch zwischen Deutschland und Israel im Bereich des Sports fortgeführt.
Geleitet wurde die Delegation deutscher Expertinnen und Experten von MinR Dr. Karl Quade, Referatsleiter „EU- und internationale Sportangelegenheiten“ im Bundesministerium des Innern (BMI).
Von deutscher Seite berichteten Dr. Wolfgang Killing(DLV-Akademie, Thema: Athletenförderung), Prof. Dr. Sebastian Braun (Humboldt Universität Berlin, „Integration mit und durch Sport“), Prof. Dr. Andreas Hohmann (Universität Bayreuth, „Förderung des Kinder- und Jugendsports“), Dr. Karl Quade (BMI, „Analyse der Ergebnisse der Olympischen Spiele in Rio und Strategie für die Olympischen Spiele in Tokyo 2020“), Prof. Dr. Christoph Breuer, (Deutsche Sporthochschule Köln, „Förderung von Trainern und Stärkung von Trainerinnen in Führungspositionen“), Dr. Karl Quade gemeinsam mit Andrea Eskau (BISp, „Behindertensport: Professionalisierung, Talenterkennung und -Förderung“) sowie Prof. Dr. Natalie Eßig (Technische Universität München, „Sportinfrastruktur und Sporteinrichtungen – Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien“).
Aus den Vorträgen der israelischen Expertinnen und Experten und den sich daran anschließenden Diskussionen wurde deutlich, dass Israel bestrebt ist, in ausgewählten Disziplinen den Anschluss an die Weltspitze zu erreichen. Die dafür notwendigen Maßnahmen, wurden unter anderem in Vorträgen zu den Themen Sportstättenplanung (Yossi Sharabi, Ministerium für Kultur und Sport), Frauensport (Shlomit Nir Tor, Abteilung Frauen- und Breitensport, Ministerium für Kultur und Sport) und Trainerförderung (Shlomo Sabia, Ministerium für Kultur und Sport) beschrieben und werden nachfolgend zusammengefasst.
Der neue nationale Sportstättenplan 2027
Anlass für die Aufstellung eines nationalen Sportstättenplans war eine Kartierung von Sportanlagen in Israel im Jahr 2009. Auf Grundlage dieser Kartierung führte der Sportwetten-Rat mit der Unterstützung der internationalen Firma “Deloitte (Trigger-Foresight) ein detailliertes Forschungsprojekt über den Ausbau von Sportstätten durch. Die daraus resultierenden Forschungsergebnisse und Empfehlungen wurden vom Ministerium für Kultur und Sport im „2020 Plan“ berücksichtigt. Ziel dieses Plans war es, in einem Jahrzehnt 100 neue Fußballplätze und 500 neue Sportarenen zu bauen, die vornehmlich der Jugend zugutekommen sollten. Dafür investierte der Sportwetten-Rat im Jahr 2010 erstmals 10 Mio. Euro. Die Investitionen wurden in den darauffolgenden Jahren kontinuierlich angehoben, so dass allein im Jahr 2013 etwa 57 Mio. Euro zur Verfügung gestellt wurden. In den Jahren 2014 und 2015 wurden die Investitionen auf 5 Mio. und 3,5 Mio. Euro reduziert. Von 2015-2016 hat das Ministerium für Kultur und Sport zusammen mit dem Nationalen Sport-Rat den nationalen Sportstättenplan aktualisiert und die Umsetzungsphase bis 2027 ausgedehnt. Der Sportwetten-Rat stellte zur Umsetzung des Plans 3 Milliarden israelische Schekel, also etwa 730 Millionen Euro, zur Verfügung.
Ziel ist es, jede Kommune mit mindestens einer Sportanlage auszustatten. Dazu sollen mehr als 210 Kunstrasenplätze landesweit gebaut werden Dies soll durch wesentliche finanzielle Erleichterungen bei der Finanzierung der Vorhaben geschehen. Vom Ausbau der Sportanlagen sollen sowohl der Spitzensport als auch die gesamte Bevölkerung profitieren.
Neben dem Bau von Sportanlagen für die Kommunen (vor allem Trainingsplätze für die Sportarten Fußball, Handball, Volleyball, Leichtathletik, Gymnastik, Tennis, Schwimmen) soll auch die Beschaffung von Ausrüstung für die Athleten (zum Beispiel für die Windsurfer) unterstützt werden. Darüber hinaus ist die Errichtung von Sportanlagen für Menschen mit Behinderungen, von Einrichtungen des “Nationalen Sportinstituts“ sowie von Fußballstadien und Basketballhallen vorgesehen.
Frauensport in Israel, das Athena-Programm
Athena wurde als ein mehrjähriges Programm aufgelegt, um die Infrastruktur für Frauensport zu verbessern und den Spitzensport der Frauen zu fördern. Das Projekt wird von einer professionellen Geschäftsstelle geleitet. Aufsichtsrat dieses Projektes ist der „Public Council for the Promotion of Women's Sports in Israel“. Der Aufsichtsrat wurde 2005 von der israelischen Regierung eingerichtet, um das Ministerium für Kultur und Sport insbesondere zur Förderung des Frauensports in Israel zu beraten. Langfristig soll durch das Programm die Sportkultur in Israel im gesellschaftlichen Bereich und im Bereich Gender verändert werden, um die umfängliche Teilhabe von Mädchen und Frauen in allen Bereichen und Ebenen des Sports zu gewährleisten.
Ziele des Programms sind:
1. landesweit mehr Mädchen und Frauen für den Breitensport zu gewinnen, um somit die Anzahl von hochqualifizierten Sportlerinnen zu erhöhen.
2. Auf eine Veränderung der gesellschaftlichen Haltung gegenüber der Bedeutung des Sports als wesentlich prägender Faktor für alle Mädchen hinzuwirken.
3. Aufbau und Stärkung der weiblichen Führungsrolle im Sport.
2008 wurden erstmals Mittel für Projekte zur Verfügung gestellt, um den Mädchen- und Frauensport zu fördern. Seitdem sind die Teilnehmerzahlen von Frauen sowohl im Breitensport als auch im Mannschafts- und Individualsport bedeutend gestiegen. Darüber hinaus sind im Spitzensport landesweit Mannschaften verschiedener Altersklassen gegründet worden.
Seit 2012 wird das Athena-Programm in Vereinsprojekte in Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden einbezogen, um eine landesweite umfassende Teilnahme von jungen Mädchen am Sport zu bewirken. 2013 hat der Nationale Rat zur Förderung des Frauensports einen langfristigen Plan gebilligt, um die durch einen Regierungsbeschluss festgelegten vorrangigen Projektziele, umzusetzen.
Landesweit wurden 21 Projekte zur Erhöhung der Anzahl von Teilnehmerinnen am Breitensport aufgelegt, z.B.:
1. Misgav Regional-Projekt: die Einwohner von Misgav leben in 35 ländlichen Gemeinden. Davon 29 jüdische und sechs arabisch-beduinische Kommunen, mit einer großen Vielfalt an Religionen und einem betont toleranten und pluralistischen Zusammenleben. Die kommunalen Sportbehörden führen ein Projekt in den Bereichen Triathlon, Schwimmen, Tennis, Volleyball, Fahrradfahren und Gymnastik, durch. Das Breitensportprojekt beinhaltet das Anwerben von neuen Sportlern, die Durchführung von professionellen Schulungen von Trainern und Trainerinnen, die Förderung von Sportlerinnen in Trainingskursen und das Werben für die Athena-Teil-Projekte in Schulen, regionalen Veranstaltungen und Sommerlagern.
2. Das Western Galilee-Projekt fördert das Basketballspielen von Mädchen in Verbindung mit einer integrativer Zusammenarbeit der drei arabischen kommunalen Sportbehörden Kaukab, Tamara und Shfaram. In den letzten zwei Jahren konnte durch das Projekt die Anzahl der Basketball spielenden Mädchen in diesen Kommunen erhöht werden. Darüber hinaus wurde eine Mädchenmannschaft gegründet, die am Ligaspielbetrieb teilnimmt.
3. In der Kommune Karmiel wird ein Tischtennis- und Basketballprojekt im Sportverein durchgeführt, das auch Aktivitäten in der Schule nach dem Unterricht beinhaltet. Neue Mannschaften wurden gebildet und es wurde eine Initiative wurde gestartet, um die gesellschaftliche Einbeziehung von behinderten Kindern zu fördern. Die Sportlerinnen spielen in der Athena-Tischtennis-Liga, in der verschiedene Vereine landesweit vertreten sind. Des Weiteren werden Trainingslager für Basketball--Spitzenmannschaften ausgerichtet.
4. Der nationale Wasser-Polo-Verband führt ein Projekt zum Anwerben neuer Mädchenspieler durch. Diese Initiative ist landesweit ausgerichtet und sucht die Zusammenarbeit mit regionalen Ligen.
Weitere Teil-Programme sind:
Das Athena Active Recess Program, um Schülerinnen der 3.-8. Klasse zu Sportaktivitäten in verschiedenen Bereichen zu motivieren.
Die Athena Women’s Walk Events, die zur Entwicklung eines gesunden, aktiven Lebensstils von Frauen beitragen sollen. Weitere Ziele dieser Veranstaltungen sind, Spaß und Geselligkeit durch wettkampffreien Sport zu vermitteln und dabei Presseaufmerksamkeit zu erhalten.
Das Botschafter-Programm, das die Förderung von Führungsverantwortung und das Ansehen von Frauen im Sport zum Ziel hat. Hauptakteure dieses Programms sind ehemalige Athletinnen, die nach dem Karriereende als Athleten-Botschafterinnen der Sportgemeinschaft zur Verfügung stehen.
Die Athleten-Botschafterinnen, die noch aktiv sind oder kurz davor stehen, ihre Karriere zu beenden, sind Athena-Werbeträgerinnen für die Initiative: „Frauen im Sport“. Einhergehend mit der Entwicklung des Gesamtprogramms, nehmen die Athleten-Botschafterinnen nachhaltigen Einfluss auf die Gestaltung von Vereinsprogramme, Sport-Programme von Kommunen, Trainings- und Führungskurse, Trainingscamps, Sportveranstaltungen und den öffentlichen Bereich, der bisher nicht Teil des Sports ist.
Die Net Hollman Schule für Trainer und Ausbilder am Wingate Institut bei Netanya war zunächst das einzige Trainerausbildungsinstitut in Israel. Das erste Sportgesetz wurde 1988 verabschiedet. Gemäß diesem Gesetz darf niemand als Trainer/in oder Ausbilder/in arbeiten, solange er bzw. sie nicht eine anerkannte Lizenz für die entsprechende Sportart besitzt. Das Gesetz unterscheidet zwischen zwei Trainerstufen und welche Sportarten einer Zertifizierung bzw. gegebenenfalls Zertifizierungsstufen bedürfen. 1999 entschied der Oberste Gerichtshof, dass der Staat Kriterien für die Anerkennung als Trainer/in festzulegen hat und dass alle Einrichtungen, die Trainer/in und Ausbilder/in ausbilden möchten, diese Kriterien erfüllen müssen, um staatlich anerkannt zu werden. Seitdem haben 56 Einrichtungen die staatliche Anerkennung zur Ausbildung von Trainerinnen und Trainern erhalten. Die „Staatliche Lizenz” berechtigt, als Trainer/in oder Ausbilder/in zu arbeiten. Die Lizenz muss von einer vom Sportministerium autorisierten Schule oder einem autorisiertem Träger ausgestellt werden. Im Unterschied zu anderen Ländern, bilden also nicht Vereine und Verbände die Trainerinnen und Trainer aus. Ausnahmen davon bilden der Fußballverband und der Verband der Radfahrer.
B. Die gegenwärtige Situation / die Rolle des Staates
Der Staat prüft den Antrag der Einrichtung und erteilt die Anerkennung als Ausbildungseinrichtung für Trainer/innen und Ausbilder/innen in der jeweiligen Sportart. Der Staat entscheidet zusammen mit den Sportverbänden sowohl über das Ausbildungsprogramm als auch über die Teilnahmevoraussetzungen. Die Qualität der Ausbildung und der Leistungsstand der Trainerinnen und Trainer werden nicht durch neutrale Prüferinnen und Prüfer kontrolliert.
Das Ausbildungsprogramm sieht für Übungsleiter 60 Unterrichtsstunden in den Bereichen Anatomie, Physiologie, Psychologie, Trainingslehre und weitere 28 Stunden in der 1. Hilfe-Ausbildung vor. Für die praxisbezogene Ausbildung sind 120-180 Stunden vorgesehen. Trainerinnen und Trainer müssen 158 Unterrichtsstunden absolvieren in den Bereichen: Anatomie, Psychologie, Physiologie, Trainingslehre, Kindertraining, Krafttraining, Ernährung und Sportverletzungen. Der Unterricht der praktischen Ausbildung umfasst 175-195 Stunden. Lediglich 3-4 von den 56 Einrichtungen bilden Trainerinnen und Trainer in einer größeren Anzahl von Sportarten aus.
Die Probleme des Ausbildungssystems sind die Folgenden:
1. Die Einrichtungen sind profitorientiert.
2. Kurse, die nicht profitabel sind, werden nicht angeboten. Dies führt dazu, dass für zahlreiche Sportarten keine Kurse angeboten werden.
3. Die Trainerinnen und Trainer haben ein geringes Ausbildungsniveau.
4. Die Lizenzen müssen nicht durch Auffrischungskurse erneuert werden; es ist kein stetiges Lernen erforderlich, das Ausbildungsniveau bleibt hinter der Fortentwicklung des Sports zurück.
5. Die Ausbildungsprogramme sind seit mehr als 25 Jahren nicht mehr überarbeitet worden.
6. Die Ausbilderinnen und Ausbilder sind nicht didaktisch geschult.
7. Statistische Daten über die Anzahl der ausgebildeten Trainerinnen und Trainer, deren Ausbildungsniveau, vertretene Sportarten usw. sind nicht vorhanden.
8. Mentoren oder andere Förderer, insbesondere für junge Trainerinnen und Trainer, gibt es in Israel nicht.
C. Geplante Änderungen im Sportrecht:
Auf Grundlage von Ausbildungsprogrammen anderer Länder und mit Verweis auf Richtlinien des International Council for Coaching Excellence (ICCE) wird in Absprache mit den Interessensgruppen und Verbänden eine Verbesserung der aktuellen Situation angestrebt. Der Vorschlag zur Änderung des Sportgesetzes sieht folgende Punkte vor:
1. Die vier Ausbildungsstufen für Trainerinnen und Trainer werden auf die einzelnen Sportarten angepasst.
2. Die Lizenzen werden vom Staat ausgestellt und die Vereine und Verbände dabei eingebunden.
3. Die Lizenzen müssen alle vier Jahre erneuert werden; dafür ist die Teilnahme an Fortbildungen, deren Inhalte die Vereine und Verbände für jede Ausbildungsstufe festlegen, erforderlich.
Im Rahmen dieser Änderungen ist weiter vorgesehen:
Das Niveau der Trainer muss dem der Athletinnen und Athleten entsprechen (entsprechend der Bedürfnisse sind spezielle Trainingsprogramme zu entwickeln).
Für Kinder ist ein verbessertes Trainingsprogramm aufzulegen, dabei sind Gesundheits- und Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen.
Da der Staat die Lizenzen erteilt, soll „Trainer“ vom Staat auch als Beruf anerkannt werden.
Fortbildungen sollen verpflichtend sein.
Der Ausbildungsstand der Trainerinnen und Trainer soll überprüfbar sein.
Statistische Daten über Trainerinnen und Trainer und deren Ausbildungsstand sollen erhoben werden.
D. Spezielle Programme zur Ausbildung und Fortbildung von Trainern in Israel
Neben den beabsichtigten Änderungen sind in der Zusammenarbeit mit dem Nationalen Sportrat und der Lotterie „TOTO Winner“ zusätzliche Programme zur Förderung von Trainern vorgesehen:
1. Fortbildung der Nationaltrainer/innen,
2. Trainerkursangebote für Athletinnen und Athleten,
3. Multidisziplinäres Fortbildungsangebot für Nationaltrainer/innen,
4. Studienabschluss für Trainerinnen und Trainer nach der Trainerkarriere,
5. Studienangebote für Trainerinnen und Trainer in verschiedenen Bereichen, um auf das Berufsleben nach der Trainerkarriere vorbereitet zu sein,
6. Internationaler Erfahrungsaustausch.
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