Interview mit Paralympics-Siegerin Andrea Eskau nach ihrer Rückkehr aus Rio.
Quelle: Dr. Mirjam Rebel, BISp
Die deutschen Athletinnen und Athleten gewannen bei den XV. Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro insgesamt 57 Medaillen. Insbesondere die Radsportler sorgten für viele deutsche Erfolge. Unter ihnen auch unsere Kollegin Andrea Eskau, Fachgebietsleiterin Behindertensport, die nach ihren Siegen im Straßenrennen der Handbikerinnen in Peking 2008 und London 2012 ihren Erfolg in Rio wiederholen konnte. Zudem gewann sie im Zeitfahren über 20 Kilometer die Silbermedaille. Im Gespräch hat sie uns ihre Erfahrungen und Eindrücke der Paralympics geschildert.
Liebe Andrea, zunächst noch mal herzlichen Glückwunsch zu Deinen tollen Erfolgen in Rio. Wie war Dein Eindruck von den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro?
Die Besonderheit dieser Paralympics war, dass es die ersten Spiele in Lateinamerika waren. Ich hab die Paralympics in Rio als sehr emotionale, sehr schöne Spiele mit einem sehr engagierten Publikum erlebt. Mir persönlich haben die Spiele ausgesprochen gut gefallen.
Im Vorfeld der Paralympics bei den Olympischen Spielen, haben sich ja einige Athletinnen und Athleten über die vorgefundenen Bedingungen beschwert, beispielsweise im Olympischen Dorf. Wie hast Du das empfunden?
Also ich selbst habe das Dorf als ausgesprochen angemessen erlebt, es war sauber und das Essen war abwechslungsreich und stets verfügbar. Man hat z.B. die Apartments zweimal täglich gereinigt, das ist sicherlich mehr als man erwarten darf. Sportler, die sich von den Bedingungen, die natürlich nicht ganz dem hohen europäischem Standard entsprochen haben, zu stark beeindrucken ließen, haben dann oft ihre Leistung nicht umsetzen können. Ich glaube, dass solche Dinge eher leistungsmindernd wirken und dass man sich einfach bewusst sein muss, in welches Land man fährt. Dabei hilft ein verständnisvoller Blick auf die Lebensumstände der Menschen, die unter wesentlich schlechteren Bedingungen in einem Land wie Brasilien leben.
Deine beiden Rennen waren ausgesprochen spannend. Wie ist es Dir bei den Rennen ergangen?
Auf Grund der klimatischen Bedingungen waren die Rennen nicht ganz einfach. Es war für alle Teilnehmer recht anspruchsvoll. An den Renntagen war es sehr heiß und zudem noch sehr windig, was natürlich die Rennen beeinflusst hat. Im Zeitfahren war es wirklich ein Kampf mit sich selbst, das haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mir so berichtet. Im Straßenrennen wurde auf Grund der flachen Streckenführung in den Handbike-Rennen sehr taktisch gefahren und letztlich wussten alle Teilnehmer, dass die Rennen im Sprint entschieden werden. So waren die Rennverläufe in den verschiedenen Behindertenklassen recht ähnlich. Für mich war dies Vorteil und Nachteil zugleich. Die Zielankunft war wegen einiger schwieriger Kurven technisch sehr anspruchsvoll, so dass ich mir in dieser Passage nicht die beste Leistung zugetraut habe. Deshalb wollte ich früh angreifen und mir einen Vorsprung herausfahren. Dies ist mir gelungen und darauf bin ich sehr stolz.
Du warst jetzt ja nicht nur in Rio erfolgreich, sondern hast auch schon vorher die Rennen in Peking 2008 und London 2012 gewonnen. Wie ordnest Du Deine Erfolge in Rio im Vergleich zu Deinen vorhergehenden Paralympics-Erfolgen ein?
Neben den Paralympics in Peking und London konnte ich ja auch bei den Winter-Paralympics in Vancouver und Sotschi schon Medaillen erringen. Generell muss man sagen, dass ich auf Grund meiner persönlichen Vorgeschichte vor diesen Paralympics in Rio diese Erfolge sehr hoch einordne, da die Vorbereitung einfach nicht glatt verlief. Es waren für mich sehr emotionale Erfolge. Ich bin sehr glücklich, dass ich noch einmal eine so gute Leistung erbringen konnte.
Wie hast Du die Stimmung im deutschen Paralympics-Team erlebt und wie beurteilst Du die Gesamtleistung eures Teams?
Die Stimmung war ausgesprochen gut. Insbesondere die Nachwuchsathleten bzw. die jungen Athleten konnten durchaus mit ihren Leistungen überzeugen. Man muss die Leistungen wirklich im Kontext der allgemeinen gesteigerten Leistungsbereitschaft bewerten. Sehr positiv habe ich wahrgenommen, dass ich während der Paralympics von verschiedenen Mannschaften auf erfolgreiche, vom BISp geförderte Projekte angesprochen wurde. Deren Bedeutung wurde noch einmal unterstrichen und es wurde ganz klar der Wunsch geäußert, entsprechende Projekte weiterzuführen oder die Zusammenarbeit mit dem BISp noch auszubauen. Ein schönes Beispiel in diesem Zusammenhang ist die projektbezogene Zusammenarbeit mit dem Goalball-Team. Hier konnten wir im Rahmen eines Serviceprojektes die Anschaffung des Wettkampfbodens zur sportwissenschaftlichen Analyse von Würfen unterstützen. Letztlich hat die Goalball-Nationalmannschaft der Herren genau diesen Boden für die unmittelbare Wettkampvorbereitung nutzen können. Die sehr junge Goalballmannschaft konnte dann in Rio voll überzeugen und mit dem Erreichen des Viertelfinals das beste internationale Ergebnis seit Jahren abliefern.
Wie siehst Du jetzt nach den Paralympics Deine weitere Karriere? Wie sieht Deine Planung aus?
Ich möchte natürlich gerne noch einmal an den Winterspielen 2018 in Pyeongchang teilnehmen. Dies aber nur bei entsprechender Leistung, also wenn ich nochmal ein international hervorragendes Niveau im Nordischen Skisport erreichen kann.
Andrea, vielen Dank für das Gespräch!
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