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25.03.2015 BISp-Symposium 2015 "Individualisierte Trainings- und Wettkampfgestaltung"

Bericht zum BISp-Symposium in der Reihe "Theorie trifft Praxis" am 12.-13.03.2015 in der Hochschule des Bundes in Brühl.

Zu Anfang begrüßte Jürgen Fischer, Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp), die Anwesenden und eröffnete das Symposium. In seinem Grußwort ging er auch auf die am Vortag von Bundesminister des Innern Dr. Thomas de Maizière und dem Präsidenten des DOSB Alfons Hörmann auf einer Pressekonferenz angekündigte Neustrukturierung der Spitzensportförderung ein. Das BISp sei bereit, den Prozess aktiv mitzugestalten und sein Fachwissen zur Verfügung zu stellen. Er zeigte sich optimistisch, dass dabei auch die Zukunft der sportwissenschaftlichen Forschung gemeinsam neu gestaltet werden kann.

Link zum Video von Jürgen Fischer, Direktor des BISp

MinDir Gerhard Böhm, Abteilungsleiter Sport im Bundesministerium des Innern, zeigte sich in seinem Grußwort erfreut über die hohe Resonanz des diesjährigen BISp-Symposiums. Auch er ging in seinem Grußwort auf die geplante Neustrukturierung der Spitzensportförderung ein. Bis zu den Olympischen Spielen in Rio 2016 solle das Grobkonzept für die Überarbeitung der Sportförderung stehen. Die Umsetzungsphase setzte er auf 10 bis 15 Jahre an. Ein  Beratungsgremium, dem er selbst angehöre, werde die sport- und förderpolitische Neustrukturierung begleiten. Zu einzelnen Themenbereichen werden Arbeitsgruppen installiert.

Link zum Video von MinDir Gerhard Böhm, Abteilungsleiter Sport im BMI

Andreas Pohlmann (BISp) führte mit seiner Moderation durch die gesamte Veranstaltung.

Prof. Dr. Christian Fischer (Universität Münster) fokussierte in seinem Einführungsvortrag "Auf dem Weg zur Leistungsexzellenz – Begabtenförderung und Talententwicklung" Begabungs- und Talententwicklung – als auch Begabungs- und Talentförderung. Er differenzierte zwischen einem Talent als eine Person, die möglichweiser einmal Leistungsexzellenz erreichen wird, dem Hochbegabten, der über ein hohes Potential verfügt und dem Experten, der Leistungsexzellenz erreicht hat. Die Frage des Potentials werde in der Begabungsforschung unterschiedlich diskutiert. Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus der Begabungsforschung sieht das Begabungspotential als weniger relevant an. Entscheidender sei das intensive Praktizieren über zehn Jahre in einer Domäne (z.B. Sportart oder Instrument) mit durchschnittlich 10.000 Stunden. Prof. Fischer stellte die Bedeutung der Lernumwelt und begabungsunterstützende Persönlichkeitsfaktoren (z.B. Leidenschaft, Optimismus) heraus um entsprechende Leistungsexzellenz zu entwickeln. Für die Entwicklung der Leistungsexzellenzen bedarf es effektiver Lernprozesse.

Link zum Video von Prof. Dr. Christian Fischer

Prof. Dr. Bernd Wolfarth (Charite Berlin / HU Berlin) erläuterte in seinem Statement "State-of-Art Medizin" die medizinische Perspektive der Thematik. Er stellte die unterschiedliche Beanspruchung der Athleten und Athletinnen bei gleicher Belastung (Umfang und Intensität) heraus. Bis dato gebe es keinen Goldstandard, wie die individuelle Beanspruchung gemessen werden könnten. In der Medizin gebe es eine Reihe von Parametern, mit denen man versuche, das Training individuell zu steuern, jedoch keinen singulären Marker. Er erläuterte die Vor- und Nachteile der bereits vielfach eingesetzten Parameter wie Herzfrequenzmessung, Laktat und Creatinkinase, verwies jedoch auch auf neuere Parameter wie z.B. Hepcidin. Zusammenfassend stellte er heraus, dass individuelle Trainings- und Wettkampfgestaltung sicherlich vor allem im Spitzensportbereich essentiell sei, jedoch müsse auch das Basisniveau gesichert sein.

Link zum Video von Prof. Dr. Bernd Wolfarth

Dr. Babett Lobinger (Deutsche Sporthochschule Köln) fokussierte in ihrem Statement "State-of-Art Psychologie" auf Chancen und Grenzen der Individualisierung in der Praxis. Individualität, Heterogenität und Differenzierung seien die zentralen Begriffe. Aus psychologischer Sicht beträfen Fragen zur Individualisierung der Trainings- und Wettkampfgestaltung in erster Linie das Coaching. Konkrete Ansatzpunkte für das Coaching werden aufgezeigt. Da für individuelle Entwicklungsverläufe aus psychologischer Sicht nur wenige Studien vorliegen, forderte sie theoretisch fundierte und empirisch abgesicherte Interventionen zur individuellen Trainings- und Wettkampfgestaltung.

Link zum Video von Dr. Babett Lobinger

Prof. Dr. Mark Pfeiffer (Universität Mainz) skizzierte zunächst den wissenschaftlichen Beitrag der Trainingswissenschaft zum Thema und schränkte den Gegenstandbereich ein. Auf der Basis eines systematischen Zugangs präsentierte er für die Bereiche Leistungs- und Wettkampfdiagnostik und Trainingsgestaltung aktuelle Beispiele und Erkenntnisse aus der Trainingswissenschaft. Er resümierte, dass auf dem hohen Abstraktionsniveau theoretische Erkenntnisse vorhanden sind, sportartspezifische Leistungsstrukturmodelle, die die Wechselwirkung der leistungsbestimmenden Einflussfaktoren aufklären, jedoch nur vereinzelt vorliegen. Theoretische Erklärungsansätze für die Individualität der Anpassungsprozesse seien nur bedingt vorhanden. Im Bereich Trainingssteuerung seien zwar erste Ansätze vorhanden, die jedoch in der Praxis noch nicht durchgehend angekommen wären. Um weitere trainingswissenschaftliche Erkenntnisse zur Individualisierung zu gewinnen plädierte er für die Forschungsstrategie der "Kontrollierten Trainingspraxis", die von Hohmann bereits 1994 publiziert wurde.

Link zum Video von Prof. Dr. Mark Pfeiffer

Den Statements schlossen sich vier Arbeitskreise an, in denen aus verschiedener disziplinärer Sicht die sportwissenschaftlichen Entwicklungen und der Stand der Forschung diskutiert werden sollte. Einen Bericht zu den Arbeitskreisen finden Sie hier.

Der zweite Tag wurde mit einem Statement von Prof. Dr. Ansgar Thiel (Universität Tübingen) zur Individualsierung aus soziologischer Sicht eröffnet. Er führte aus, dass die Lebenswelt des Athleten und Athletinnen und die Passung der Lebenswelt an die Spitzensporterwartung eine immer größere Rolle spielt. Die Notwendigkeit einer individualisierten Trainingssteuerung werde in vielen soziologischen Studien angesprochen, dennoch gibt es noch keine soziologischen Studien zur Individualisierung. Im weiteren Verlauf näherte er sich dem Thema der Individualisierung aus gesellschaftlicher Sicht. Er verdeutlichte, in welchen Zusammenhängen eine Anpassung der Trainingsgestaltung an individuelle Bedürfnisse der Athleten und Athletinnen besonders bedeutsam ist

Link zum Video von Prof. Dr. Ansgar Thiel

In den folgenden vier Workshops wurde die Thematik aus verschiedenen Facetten der Leistungssportpraxis beleuchtet. Einen Bericht zu den Workshops finden Sie hier.

In der abschließenden Podiumsdiskussion wurden unter Moderation von Dr. Karl Quade (BISp/BMI) die Ergebnisse der Workshops vorgestellt und Fragen zur Individualisierung diskutiert. Neben den Workshopleitern Elmar Harbrecht (Deutscher Volleyball-Verband), Ralf Rombach (Deutscher Behindertensportverband), Prof. Dr. Fozzy Moritz (Innovationsmanufaktur) und Prof. Dr. Lutz Nordmann (Trainerakademie Köln) nahm Prof. Dr. Mark Pfeiffer (Universität Mainz) für die trainingswissenschaftliche Disziplin an der Diskussion teil. Mehrere Aspekte, wie beispielsweise die Notwendigkeit der Individualisierung, die Bedeutung der Validität der eingesetzten Methoden als auch die individuelle Wettkampfgestaltung wurden beleuchtet. Es wurde betont, dass bisher vor allem im Hochleistungsbereich individualisiert werde, jedoch sei aufgrund der vielfältigen Differenzierungen die Bedeutung eines individualisierten Zugangs im Nachwuchsbereich noch wichtiger.

Link zum Video der Podiumsdiskussion

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