11.12.2015
Verleihung des Michael-Jäger-Preis 2015
Vom BISp gefördertes Interdisziplinäres Präventions-Kooperationsprojekt mit dem Deutschen Skiverband gewinnt den höchstdotierten Preis für Innovationen auf dem Gebiet der Sportorthopädie und Sporttraumatologie.
Preisverleihung auf dem GOTS-Jahreskongress 2015 in Basel: Prof. Dr. Dr. Victor Valderrabano (Präsident der GOTS), Priv.-Doz. Dr. Peter Brucker, Heinz-Dieter Berkau (Orthotech) (v.l.n.r.).Quelle: GOTS
Alle zwei Jahre vergibt die Deutsch-Österreichische-Schweizer Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) den renommierten Michael-Jäger-Preis, der mit 15.000.- Euro als höchst dotierte Auszeichnung für Innovationen auf dem Gebiet der Sportorthopädie und Sporttraumatologie im deutschsprachigen Raum angesehen wird. Die GOTS ist der weltweit zweitgrößte Zusammenschluss von Sportorthopäden und Sporttraumatologen und damit eine der führenden Gesellschaften in der Versorgung von Sportverletzungen. Beim diesjährigen GOTS Kongress in Basel (Schweiz) wurde der Preis einstimmig an die interdisziplinäre Forschungsgruppe von Experten der Technischen Universität München (TUM), des Deutschen Skiverbandes (DSV), des Olympiastützpunktes (OSP) Bayern, dem Orthesenspezialisten ORTEMA und den Kooperationsfirmen Innovationsmanufaktur sowie Phoenix vergeben.
Stellvertretend für die gesamte Forschungsgruppe wurde der Preis an den leitenden Mannschaftsarzt alpin des DSV, Priv.-Doz. Dr. Peter Brucker, überreicht, der das Forschungsprojekt einer mehrköpfigen, international besetzten Fachjury in einem Konzeptionsvortrag präsentiert und die Manuskripterstellung federführend übernommen hatte. Prämiert wurde die interdisziplinäre Arbeitsgruppe für ihre langjährige Forschung zur „Entwicklung einer präventiven Kniegelenksorthese („PrävenThese“) im professionellen Skirennsport“. Priv.-Doz. Dr. Peter Brucker dankte der Jury, der Firma „Orthotech“ (Sponsor des Preises) und der GOTS in der Preisträgersitzung für die Auszeichnung und betonte, dass „wir mit der Entwicklung der „PrävenThese“ schon einen wichtigen Schritt gemacht haben, es aber immer noch ein langer Weg ist, flächendeckend die Rate an schweren Knieverletzungen in Alpinen Skirennsport weiter relevant zu reduzieren; wir uns aber auch zukünftig dieser Herausforderung stellen werden, mit weiteren Maßnahmen die Verletzungsrisiken zu minimieren“.
In einem komplexen ganzheitlichen (holistischen) Ansatz wurde von der Forschungsgruppe nicht nur eine neuartige, individuell angepasste Kniegelenksorthese entwickelt, sondern auch erfolgreich im FIS Welt- und Europacup implementiert. Mittlerweile sind mehrere Athleten des DSV, aber auch anderer Skinationen mit der „PrävenThese“ im Skirennsport ausgerüstet. Aktuell werden die „PrävenThese“ insbesondere von Skirennläufern im Rahmen der Rekonvaleszenz von vorderen Kreuzbandrupturen oder nach anderen schweren Knieverletzungen eingesetzt. Da aus epidemiologischen Studien bekannt ist, dass nach einseitiger schwerer Knieverletzung auch die gesunde Gegenseite nachfolgend einer erhöhten Verletzungsgefahr ausgesetzt ist, wird die „PrävenThese“ mittlerweile von unseren Experten für beide Kniegelenke empfohlen und von vielen der Skiathleten auch bilateral getragen.
Der Realisierung der „PrävenThese“ war ein jahrelanger Entwicklungsprozess vorausgegangen, die eine Analyse der Verletzungsmechanismen im professionellen Skirennsport und eine strukturierte Befragung der Skiathleten, Trainer und Sportmediziner hinsichtlich Anforderung und Verwendung einer Knieorthese im Ski-Leistungssport beinhaltete. Hierauf basierend wurde von der Forschungsgruppe ein Ski-spezifisches Anforderungsprofil als Grundlage für die „PrävenThese“ erstellt. Zur Realisierung der „PrävenThese“ mussten darüber hinaus noch weitere biomechanische und anthropometrische Untersuchungen an den Skiathleten und an Probanden durchgeführt werden, die bisher nicht verfügbare bzw. existente Informationen über Ski-spezifische Bewegungen bzw. Knie-Verletzungsmechanismen sowie Muskelvolumenveränderungen am Ober- und Unterschenkel unter Ski-typischen Belastungen und Kniestellungen liefern sollten. Aus der Synthese aller ermittelten Daten ergab sich, dass die „PrävenThese“ ein „Drei-Schichten-Konzept“ umfassen musste, das eine 1. Schicht zur optimierten Anbindung der Orthese an Ober- und Unterschenkelweichteile in Form einer Sportkompressionsbekleidung, mit einer stark haftenden Beschichtung, der 2. Schicht, die auf den Ober- und Unterschenkel unter Berücksichtigung deren Volumenänderung aufgebracht wird und eine 3. Schicht, der neu konstruierten Knieorthese als eigentlicher Schutzrahmen inklusive Gelenkanteile.
Durch Kooperation mit der Firma Ortema, die weltweit führend im Leistungssport in der Herstellung von individuellen Orthesen und Protektionssystemen ist, konnte das von der Forschungsgruppe erstellte Anforderungsprofil einer präventiv wirksamen Kniegelenksorthese in der „PrävenThese“ von Ortema beispielhaft umgesetzt und etabliert werden. Der gesamte Herstellungsprozess einer „PrävenThese“ für den alpinen Ski-Leistungssport wird derzeit durch die Kooperation der TU München (3D-Scan), Phoenix bzw. Innovationsmanufaktur (Kompressionsunterwäsche) und der Ortema („Präventhesen“-Rahmenherstellung und finale Anpassung) realisiert.
Das aufwendige und auch zukünftig weiter fortlauflaufende Forschungsprojekt wurde durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) in Höhe von 200.000.- Euro gefördert. Darüber hinaus wurden in Eigenregie der Arbeitsgruppe Personalmittel und Materialkosten in ähnlichem finanziellen Rahmen mit in das Forschungsprojekt eingebracht. Zur interdisziplinären Arbeitsgruppe gehörten neben dem DSV (Karlheinz Waibel) und der TU München (Dr. Peter Spitzenpfeil, Matthias Olvermann, Andreas Grabisch, Michaela Nusser, Prof. Veit Senner, Priv.-Doz. Dr. Peter Brucker) auch Experten vom Olympiastützpunkt Bayern (Andreas Huber) sowie der Ortema GmbH (Hartmut Semsch), der Innovationsmanufaktur (Greta Stehling, Ingo Valtingoier, Prof. Eckehard Moritz) und der Phoenix GmbH & Co. KG (Laura Diez, Volker Junior).
Kontakt:
Priv.-Doz. Dr. med. Dipl.-Sportl. Peter U. Brucker
OrthoPlus München
Am Lenbachplatz 2a (am Stachus)
80333 München
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