Tagung zur „Deutsch-Israelischen Fußballfreundschaft"
06.03.2015
Tagung zur „Deutsch-Israelischen Fußballfreundschaft"
2015 feiern Israel und die Bundesrepublik Deutschland die Aufnahme bilateraler Beziehungen vor 50 Jahren mit einem breiten Kultur- und Veranstaltungsprogramm. Mit Unterstützung der DFB-Kulturstiftung widmete auch die Schwabenakademie Irsee ihre diesjährige sporthistorische Tagung diesem Thema unter dem Titel: „Deutsch-Israelische Fußballfreundschaft“.
Willi LemkeQuelle: Dr. M. Herzog, Schwabenakademie Irsee
Sporthistoriker, Zeitzeugen, sowie Vertreter aus Verbänden und Politik diskutierten dabei vom 27. Februar bis 1. März über die Bedeutung des Fußballs für die bilateralen Kontakte.
Der UN-Sonderbeauftrage für Sport, Willi Lemke, eröffnete die Konferenz mit einem deutlichen Plädoyer zur Anerkennung der friedensstiftenden Wirkung, die der Sport entfalten kann. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen und Erlebnisse schilderte er die aufbauende Kraft von Sportentwicklungsprojekten, die die Bevölkerung der Dritten Welt bereichere.
Während Lemke betonte, Sport für politische Zwecke zum Wohle der Gesellschaft zu nutzen, skizzierte Dr. Sven Güldenpfennig im darauffolgenden Impulsreferat die Rahmenbedingungen, die für die von Lemke beschriebenen, positiven Effekte des Sports gegeben sein müssen. Beide appellierten an die Medien, Sportverbände mit gesellschaftspolitischen Aufgaben nicht zu überfordern und auch die konstruktiven Elemente von Sportgroßveranstaltungen in der Berichterstattung nicht zu vergessen. Der Sport, so Güldenpfennig, könne eben kaum staatliche Probleme lösen, an denen bereits die Politik scheitere.
In die historischen Hintergründe führten ein: Gastgeber Dr. Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee („Rückblick: Juden im deutschen Sport vom Kaiserreich bis 1945“), Prof. Dr. Moshe Zimmermann, Hebräische Universität Jerusalem („Zwischen Autonomie und Politik: Entwicklung und Strukturen des Fußballsports in Israel“ sowie „Erstaunlicher Wandel: Der deutsche Fußball in den Medien und in der öffentlichen Meinung Israels“), Dr. Robin Streppelhoff, Bundesinstitut für Sportwissenschaft („Schwierige Anfänge: Die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel in Wissenschaft, Kultur und Sport vor 1965“) sowie Mitveranstalter Prof. Dr. Manfred Lämmer, Deutsche Sporthochschule Köln („Deutsch-Israelische Fußballbegegnungen – ein Beitrag zur politischen Vertrauensbildung“).
Prof. Dr. Moshe ZimmermannQuelle: Dr. M. Herzog, Schwabenakademie Irsee
Darauf aufbauend präsentierte Olliver Tietz, DFB-Kulturstiftung, die kulturpädagogischen Maßnahmen, die der DFB mit seinen Jugendmannschaften in Israel unternimmt. So organisiert der DFB seit 2008 jährlich u.a. eine Freundschaftsspielreise der U18 nach Israel, bei der auch immer die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht wird.
Ebenfalls aus der Praxis berichtete Felix Rottmann, Mott McDonald, über das Projekt Football for Peace, das seit 2001 im Norden Israels Kinder aus jüdischen und arabischen Dörfern jedes Jahr für eine Woche zusammenbringt, um Vorurteile abzubauen.
An den beiden Diskussionsrunden beteiligten sich auf dem Podium DFB-Ehrenmitglied Horst R. Schmidt, DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg, Friedenspädagoge Uli Jäger, Uwe Klimaschefski als erster deutscher Trainer in Israel, der momentane U21-Nationaltrainer Israels Michael Nees sowie die Zeitzeugen und ehemaligen Weltklassespieler Herbert Laumen und Mordechai Spiegler.
An die Eröffnungsrede des UN-Sonderbeauftragen für Sport anknüpfend gab Jäger der Hoffnung Ausdruck, dass bei der momentanen Umstrukturierung des Auswärtigen Amtes im Bereich Konfliktprävention und -Nachsorge auch der Sport mit seinem Potential Berücksichtigung findet.
von links: Horst R. Schmidt, Uli Jäger, Dr. Markwart Herzog, Dr. Sven Güldenpfennig, Eugen Gehlenborg und Prof. Dr. ZimmermannQuelle: Dr. M. Herzog, Schwabenakademie Irsee
Während im Falle der deutsch-israelischen Beziehungen Sport und vor allem der Fußball tatsächlich Vorurteile abbauen konnte, bestand unter den 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Konsens darüber, dass der Sport ebenso negative Einstellungen verstärken kann. Deshalb müssen grundlegende Werte wie Fair-Play und Respekt vor Mitspielern und Gegnern auf der einen sowie vor dem Fußball als Kulturgut auf der anderen Seite als unabdingbare Voraussetzungen für die Vertrauensbildung durch Sport gefördert werden.
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