Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Sportwissenschaftlicher Bibliotheken
19.09.2014
Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Sportwissenschaftlicher Bibliotheken
Am 3. und 4. September 2014 fand im Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW) der Universität Heidelberg die 35. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Sportwissenschaftlicher Bibliotheken (AGSB) zum Thema „Informationskompetenz“ statt.
Teilnehmer der AGSB-Jahrestagung 2014Quelle: Borkenhagen
2012 forderte die Hochschulrektorenkonferenz in ihrer „Empfehlung Informationskompetenz“ die Stärkung der Informationskompetenz in Lehre, Forschung und den hochschulinternen Prozessen. In der Informationsflut des 21. Jahrhunderts stehen dafür als zentrale Partner die Hochschul-Bibliotheken als Wellenbrecher bereit. Längst beschränkt sich die Arbeit von Bibliotheken nicht mehr auf die Bereitstellung von Büchern und Zeitschriften. Vielmehr stehen sie zunehmend im Mittelpunkt bei Fragen nach Suchstrategien für das wissenschaftliche Arbeiten, bei der Nutzung von Datenbanken und Verwendung von Literaturverwaltungsprogrammen, bei der Unterstützung während des digitalen Publikationsprozesses und der offenen Bereitstellung (Open Access), bei bibliometrischen Analysen oder auch bei der Bereitstellung und Nutzbarmachung von Forschungsdaten. Informationskompetenz stellt bei all diesen, teilweise neuen Serviceleistungen eine entscheidende Schlüsselqualifikation dar, die einerseits von den Bibliotheken vermittelt werden soll, andererseits aber auch von ihnen selbst tagtäglich bewiesen werden muss.
Die 35. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Sportwissenschaftlicher Bibliotheken (AGSB) hat sich deshalb im Rahmen der unterschiedlichen Serviceleistungen von Bibliotheken und Dokumentationseinrichtungen am 3. und 4. September 2014 im Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW) der Universität Heidelberg mit dem Thema „Informationskompetenz“ beschäftigt. Gastgeber Frederik Borkenhagen begrüßte dazu über 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie jedes Jahr seit der Gründung der AGSB im Jahr 1979 unterstützte das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) als Mitinitiator dieser Kommission der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) die Tagung finanziell.
Frederik Borkenhagen bei der BegrüßungQuelle: BISp
Einen Überblick über Schulungen zur Verbesserung der Informationskompetenz durch deutsche Hochschulbibliotheken gab einleitend Benno Homann (Universitätsbibliothek Heidelberg). Anschließend lieferte er einige konkrete Einblicke, in die Serviceangebote seiner Bibliothek. Praxisnah zeigte Renate Leubin (Universitätsbibliothek Basel) auf, wie an ihrer Hochschule die verpflichtenden Informationskompetenz-Kurse gestaltet sind. Die Basler Wissenschaftler von morgen suchen sich während des Semesters selbst ein Thema, für das sie ein sogenanntes Recherche-Portfolio auf Grundlage der an der Universitätsbibliothek Konstanz entwickelten Materialien erstellen müssen. So gehört eine Recherche in den Datenbanken des Bundesinstituts für Sportwissenschaft hier zum Pflichtprogramm.
Es bestand Einigkeit darüber, dass die erworbenen Kenntnisse im Verlaufe des Studiums regelmäßig in Seminaren aktiviert werden müssten, damit die Studierenden beste Voraussetzungen für ihre Abschlussarbeiten schaffen. Auch an der Universität Heidelberg gibt es entsprechende Seminare. Wie die dortigen Studierenden ihre Informationskompetenz einschätzen, ermittelten Yvonne Erny und Frederik Borkenhagen (Universität Heidelberg) anhand einer im Sommer 2014 unter 157 Studierenden durchgeführten Umfrage. Während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Informationskompetenz insgesamt positiv bewerteten, gaben sie sich u.a. in Bezug auf die Literaturrecherche in Datenbanken eher vorsichtig optimistisch.
Einen weiteren Aspekt brachte Lars Schlenker (Karlsruher Institut für Technologie) mit seiner Vorstellung des von der DFG geförderten Projektes „eResearch-Infrastruktur für sportwissenschaftliche Motorikforschungsdaten – motor research data (MoRe Data)“ in die Diskussion ein. Zentrales Anliegen dieses Projektes ist es, „alle verfügbaren Daten zur motorischen Leistungsfähigkeit in einer webbasierten eResearch-Infrastruktur zu bündeln und langfristig zu speichern, so dass die eingepflegten Forschungsdaten als zitierfähiger Datensatz jederzeit exportiert und weiterverwendet werden können.“ Bevor die Forschungsdaten zur Verfügung gestellt werden können, müssen allerdings grundsätzliche Probleme wie z.B. Datenschutz und Urheberrechte geklärt werden. Die Lösung dieser Schwierigkeiten dürfte dann auch als Orientierung für zukünftige Voraussetzungen bei der Förderung wissenschaftlicher Projekte dienen, damit Forschungsdaten, die durch Hilfe öffentlicher Gelder gewonnen wurden auch der gesamten Wissenschaft zur Auswertung zugänglich gemacht werden können.
Abschließend diskutierte Frederik Borkenhagen mit dem stellvertretenden Leiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Prof. Dr. Rüdiger Heim, darüber, welche Informationsmittel und -kompetenz die Wissenschaft benötige bzw. welche Unterstützung sie durch die Bibliotheken erwarte. Heim wünschte sich in diesem Zusammenhang die regelmäßige Aktivierung der Informationskompetenz durch entsprechende Aufgabenstellungen in den jeweiligen Lehrveranstaltungen. Damit nahm er die Dozierenden in die Pflicht. Denn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssten sich ebenfalls fortbilden, um neben grundlegenden Kenntnissen im Umgang mit den Werkzeugen zur fachspezifischen Recherche und Erstellung von wissenschaftlichen Publikationen auch die Nutzung von wissenschaftsbezogener Social Media zu beherrschen. Von den Bibliotheken erhoffte sich Heim einen möglichst umfassenden sowie zeit- und ortsunabhängigen Zugriff auf wissenschaftliche Volltexte.
Prof. Dr. Rüdiger Heim (li.) stellt sich den Fragen des AGSB-Vorsitzenden Frederik BorkenhagenQuelle: Borkenhagen
Das BISp wird 2015 die neue Oberfläche seiner Datenbanken der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, die u. a. über eine facettierte Suche das Auffinden relevanter sportwissenschaftlicher Literatur intuitiver und damit noch effizienter gestalten wird. Damit trägt das BISp für alle Nutzergruppen aus Sportwissenschaft, Sportpolitik und Sportpraxis zur Verbesserung der sportwissenschaftlichen Rechercheinfrastruktur durch eine erhöhte „Nutzerfreundlichkeit“ bei der Informationsbeschaffung bei. Auf der nächsten AGSB-Tagung, die am 23. und 24. September 2015 in Tübingen stattfinden soll, wird das BISp den Multiplikatoren der sportwissenschaftlichen Informationszentren die neue Oberfläche präsentieren. Vor allem die für die Sportinformation verantwortlichen Personen an deutschsprachigen Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen sind wieder herzlich eingeladen.
Weitere Informationen zur AGSB sind auf der Website der dvs zu finden.
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