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16.12.2013 Forschungsergebnisse direkt in die Praxis umgesetzt

Der Deutsche Olympische Sport Bund (DOSB): Tagung „Sportmedizin im Spitzensport“

230 Sportmediziner präsentierten auf der DOSB-Tagung am 29. und 30. November 2013 ihre neuesten Forschungsergebnisse zum Thema Spitzensport. Im Vordergrund der in Oberursel stattgefundenen Tagung stand die Umsetzung der wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse in die tägliche Arbeit der Verbandsärztinnen- und –ärzte, sowie die Vorbereitung der Athleten auf die Olympischen und Paralympischen Spiele 2014 in Sotschi. Die Tagung ist für die im Leistungssport tätigen Mediziner nach wie vor ein einzigartiges Forum für den spitzensportspezifischen Wissenstransfer mit dem Ziel bestmöglicher Versorgung der Athleten. Die hochkarätigen Referenten stellten dieses Jahr ein breites Spektrum der wissenschaftlichen Projekte, von Anti-Doping-Forschung über die Studie zur psychischen Gesundheit bis hin zu Untersuchungen im Bereich „Auge und Sport“ vor. 

Der Freitagnachmittag widmete sich als verpflichtender Tagungsbestandteil ausschließlich dem Thema Anti-Doping. Der brisante Forschungskomplex, durch die Vertreterin der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) Marlene Klein repräsentiert, wurde ausführlich in Bezug auf die neusten medizinischen Ausnahmegenehmigungen von nationaler Seite erläutert. Anschließend folgten konkrete Beispiele für die anhaltende Konfrontation gegen den Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln bei Spitzensportlern, die von drei Ernährungsberater/innen der Olympiastützpunkte dargestellt wurden. Außerdem wiesen sie darauf hin, dass Sponsoren und Hersteller von Nahrungsergänzungspräparaten enormen Einfluss auf die Sportler ausüben.

Dr. Martin Bidlingmaier von der Uni München informierte über den von ihm entwickelten Doping-Test zum Nachweis eines künstlichen Wachstumshormons. Unter Athleten gilt es als das Mittel, das Bänder und Sehnen stärkt, obgleich diese Wirkung medizinisch umstritten ist. Weil die Nachweisverfahren für Erythropoeitin (Epo) und Steroide in den vergangenen Jahren immer genauer geworden sind, gilt Doping mit Wachstumshormonen als populäre Ausweichmethode für die Athleten. „Ich rechne noch mit einigen Überraschungen und Enthüllungen in der nächsten Zeit", so Bidlingmaier. 

Ein weiteres Thema der Tagung betraf explizit die Vorbereitungen zur Olympischen Spiele in Sotschi. In seinem Vortrag „Sotschi 2014 – Vorbereitung aus medizinischer Sicht“ äußerte sich der leitende Olympiaarzt und wissenschaftliche Tagungsleiter, PD Dr. Bernd Wolfahrt (TU München/IAT Leipzig) positiv über die guten Gegebenheiten vor Ort. Die medizinische Versorgung entspreche einem hohen Standard. Ergänzend betonte er, dass alle Behandlungen, bei denen Nadeln eingesetzt werden, sorgfältig dokumentiert und dem IOC gemeldet werden müssen. Seine Kollegin Prof. Barbara Gärtner (Universität des Saarlandes) hob in diesem Zusammenhang „Hygienische Aspekte im Leistungssport“ bei Lehrgängen und Wettkämpfen hervor.

Zudem beinhaltet Leistungssport ein großes Potenzial zur Entwicklung und Förderung der Teamfähigkeit, des Selbstbildes und der Persönlichkeit von Athleten. Gleichzeitig bestehen im Leistungssport nicht nur hohe körperliche, sondern auch hohe psychische und soziale Belastungen, die die psychische Gesundheit von Athleten potenziell gefährden.

Die Professoren Andreas Spengler (Hannover) und Jens Kleinert (DSHS) betonten, dass die von Ihnen entwickelten Fragebögen zum Screening von Depressivität ein praktisches Instrument in der Trainingsbegleitung seien.

„Sehtests im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung und visuelle Leistungsdiagnostik - Möglichkeiten, Chancen und Grenzen“ zeigte in seinem Vortrag Dr. Gernot Jendrusch, dass laut Untersuchungen 20 Prozent der Spitzensportler ihren Sport ohne Korrektur ausüben.

Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) präsentierte die ersten Resultate seiner praxisbezogenen Forschungsprojekte. Die viel versprechenden Perspektiven zur Steigerung des Leistungssports liegen laut Studie von Prof. Tim Meyer (Saarbrücken) im Regenerationsmanagement. Hier bestehen noch ungenutzten Reserven zur Entwicklung des Trainings. Die möglichst frühzeitige und umfassende Einbindung von Athletinnen und Athleten mit Kaderstatus in die einzelnen Teilstudien ist Teil der Gesamtstrategie des Projektteams und des BISp, Ergebnisse und Empfehlungen mit unmittelbarer Praxisrelevanz für das Trainings- und Wettkampfgeschehen in den einzelnen Sportarten zu entwickeln. Die Nachhaltigkeit im Sport gilt neben der Wissenschaftlichkeit des Vorgehens als wesentliche Maxime in dem Regenerationsmanagement-Projekt.

PD Dr. Bernd Wolfarth, Leiter des Multicenter-Projekts, und Prof. Christof Burgstahler stellten gemeinsam das Projektes „EKGElektrokardiogramm-Veränderungen – Screeninguntersuchungen unter Berücksichtigung der Prävention des plötzlichen Herztodes im Sport“ vor. Ziel des Vorhabens ist die Erarbeitung einer breiten Datengrundlage zur Bedeutung von ungewöhnlichen EKG-Veränderungen bei Hochleistungssportlern. Auf der Basis der gewonnen Daten sollen Diagnostikpfade zur Anwendung in der sportmedizinischen Grunduntersuchung entwickelt werden, die mit einem Höchstmaß an Sicherheit für den Sportler und möglichst geringem Aufwand die Unterscheidung von kardialen Risikofaktoren für plötzlichen Herztod und unbedeutenden EKG-Veränderungen erlaubt. Aus den so erhobenen Erkenntnissen kann dann ein Leitfaden zur sportkardiologischen Untersuchung und Freigabe bzw. Wiedereingliederung von Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern in das Trainings- und Wettkampfgeschehen im Spitzensport erstellt werden.

Prof. Ansgar Thiel (Tübingen) veranschaulichte in seinem Vortrag „Individuelles Gesundheitsmanagement im olympischen Nachwuchsleistungssport (GOAL)“ die Risiken, die jugendliche Athleten bereits in den ersten Jahren ihres sportlichen Werdegangs auf sich nehmen. Die Verletzungen, oft von Schmerzen begleitet, werden vernachlässigt aus Sorge vom Training ausgeschlossen zu werden. Die GOAL-Studie möchte zum einen das Gesundheits- und Ernährungsverhalten der jugendlichen Leistungssportlerinnen und -sportler beschreiben, sowie deren eigene Auffassung und Einschätzung von Gesundheit und Ernährung analysieren. Zudem soll ein Vergleich zu der altersgleichen Referenzpopulation an Nichtathletinnen und -athleten mithilfe bereits erhobener Daten aus diesen Feldern (KiGGS-Daten des Robert-Koch-Instituts) gezogen werden, um so die Unterschiede zwischen der Gruppe der Nachwuchsathletinnen und -athleten und der Normalbevölkerung aufzeigen zu können. Zum anderen soll die Frage geklärt werden, wie sich der Umgang von Athletinnen und Athleten mit Gesundheit und Ernährung im Karriereverlauf verändert und wovon dieser beeinflusst wird. Neben disziplinspezifischen Anforderungs- und Angebotsstrukturen ist hier die Spezifik des Jugendalters, die Relevanz des sozialen Umfelds und den Einfluss spezifischer Gesundheits- und Ernährungskulturen zu berücksichtigen. 

Alle Teilnehmer sind sich einig, dass die diesjährige Tagung „Sportmedizin im Spitzensport“ die Messlatte ein sehr hohes Niveau erreicht hat. Großen Anklang bei den Teilnehmern fanden die sehr praktisch ausgerichten Vorträge. Mit dem seit 2012 neu eingerichteten Block „Aus der Forschung in die Praxis“ steht dem BISp und seinen Projektnehmern eine Plattform zur Verfügung, die erlaubt den Praxisbezug vom BISp-geförderter Projekte zu präsentieren und mit den zukünftigen Nutzern zu diskutieren.

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