Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) veranstaltete gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) vom 23. bis 25. Oktober 2009 das Seminar "Dopingbekämpfung im Sport - gesellschaftliche Aufgabe im gesamteuropäischen Kontext".
Thomas Krüger, Präsident bpbQuelle: Andreas Kirchhoff
Das Seminar war eine Fortführung der Tagung „Doping im Sport – Ein Konfliktfeld zwischen Chemie und Gesellschaft“ vom 3.-5. Dezember 2008 in Würzburg. Der Zuspruch zum Seminar war sehr hoch. Die für die Veranstaltung zur Verfügung stehenden 80 Plätze waren bereits Monate vor dem Seminar ausgebucht.
Dem Thema angepasst fand die Tagung in der Europäischen Akademie Otzenhausen (EAO) bei Nonnweiler im Saarland statt, einer hochqualifizierten Tagungsstätte mit einem angenehmen Ambiente.
Das Seminar wurde eröffnet durch den Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung. Thomas Krüger begrüßte die Teilnehmer im Namen aller drei Veranstalter und führte in die Tagung ein.
Im ersten Vortrag stellte Prof. Dr. Karl-Heinrich Bette die strukturellen Elemente des Dopings im Spitzensport vor. Er schlug zur Bewältigung des Problems die Bildung eines Runden Tisches mit allen Beteiligten vor. In weiteren Vorträgen des ersten Tages befassten sich Dr. Carl Müller-Platz (BISp) und Dr. Matthias Braasch (Universität Gießen) mit den Themen „Doping im Freizeit- und Breitensport“ bzw. „Der 15-Milliarden-Markt mit Dopingsubstanzen“.
Zum Abschluss des Tages konnten die Teilnehmer nach dem Abendessen in einer Diskussionsrunde geleitet von Ralf Meutgens mit den drei Referenten über die vielfältigen Aspekte der Thematik diskutieren.
von links: Dr. Carl Müller-Platz, Dr. Matthias Braasch, Prof. Dr. Karl-Heinrich Bette, Ralf MeutgensQuelle: Andreas Kirchhoff
Am Vormittag des zweiten Veranstaltungstages thematisierten PD Dr. Markus Parzeller (Universität Frankfurt) und Jacob Kornbeck (Sportreferat der Europäischen Kommission) die internationalen Bedingungen der Dopingbekämpfung. Der Schwerpunkt lag dabei auf einem Vergleich der Voraussetzungen in Europa.
Des Weiteren stellten Dr. Göttrik Wewer (Geschäftsführer der NADA), Prof. Camille Dahm (Agence luxembourgeoise Antidopage) und Dr. Matthias Kamber (Antidoping Schweiz) die Entwicklungen und den Stand der Dopingbekämpfung in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz vor.
Nach diesem Vortragsblock der Vertreter der o. g. drei Anti-Doping Agenturen führte Ulrike Spitz (NADA) als Moderatorin durch eine Diskussionsrunde mit den drei Referenten.
Prof. Dr. Gerhard TreutleinQuelle: Andreas Kirchhoff
Zum Thema Dopingprävention als einer zentralen Aufgabe der Dopingbekämpfung referierten am Nachmittag Dr. Christiane Peters (TU München), Dietmar Hiersemann (NADA) und Prof. Dr. Gerhard Treutlein (PH Heidelberg).
Alle drei Referenten stellten in ihren Vorträgen konkrete Präventionsstrategien vor. So wurden beispielsweise das EU-Projekt Dopingprävention (http://www.doping-prevention.de/de.html) sowie Präventionsaktivitäten der NADA an Schulen vorgestellt.
Auch nach diesen drei Vorträgen fand eine gemeinsame Diskussionsrunde mit den Referenten unter der Moderation von Ulrike Spitz (NADA) statt.
Rolf JärmannQuelle: Andreas Kirchhoff
Unter der Leitung des bekannten Sportjournalisten und Radsportexperten Ralf Meutgens diskutierten in einer Gesprächsrunde ehemalige Radsportler zum Thema „Wege zum sauberen Sport“. In einer in dieser Zusammensetzung bislang einmaligen Runde sprachen die ehemaligen Radsportprofis Rolf Järmann und Bernhard Kohl sowie Robert Lechner, Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen von Seoul 1988, über ihre Verstrickungen in der Dopingszene.
Besonders bemerkenswert ist, dass Rolf Järmann und Robert Lechner niemals in ihrer Karriere einen auffälligen Dopingbefund hatten. Beide haben sich nach ihrer erfolgreichen Laufbahn zu ihren Dopingpraktiken bekannt und sind im Antidopingkampf engagiert. Bernhard Kohl wurde als Dritter der Tour de France 2008 und Gewinner des Bergtrikots des Dopings überführt. Er gestand sein Dopingvergehen ein und beteiligt sich seitdem aktiv am Kampf gegen Doping.
Robert LechnerQuelle: Andreas Kirchhoff
Alle drei ehemaligen Radsportler sprachen offen über ihre Dopingvergangenheit. Sie schilderten eindringlich, wie sie in die Dopingszene hinein gerieten und in welchem Ausmaß und mit welchen Substanzen sie Doping betrieben. Ihre Ausführungen verdeutlichten die Arbeit von Netzwerkern im Hintergrund und die Strukturen des Dopings im Profiradsport.
Es wurde erkennbar, dass Doping kein Vergehen einzelner Sportler ist, sondern im organisierten Rahmen stattfindet. Des Dopings überführte Sportler sind keine Einzeltäter. Um Doping im Spitzensport zu bekämpfen muss man folglich bei der Dopingbekämpfung nicht nur beim Sportler ansetzen.
Die Teilnehmer des Seminars waren von den offenen Worten der drei Radsportler beeindruckt und es entwickelte sich eine ausgesprochen lebhafte und hochinteressante Diskussion.
Ralf Meutgens (links) im Gespräch mit Bernhard KohlQuelle: Andreas Kirchhoff
Zum Abschluss des zweiten Veranstaltungstages fand eine weitere Gesprächsrunde statt. Unter der Moderation von Dr. Andreas Höfer (Deutsche Olympische Akademie) diskutierten Armin Baumert (Vorstandsvorsitzender der NADA), Eike Schulz (Journalist) und Christian Breuer (Beirat der Aktiven im DOSB) über das Thema „Zwischen Unschuldsvermutung und Generalverdacht – Doping in der Öffentlichkeit“. In der Diskussion wurde von den Teilnehmern des Seminars insbesondere die Frage nach der Rolle der Medien erörtert.
Eike Schulz brachte die verschiedenen Rollen der Beteiligten auf einen bildhaften Nenner: „Wir bewegen uns alle auf einem See, aber nicht in einem Boot“.
von links: Dr. Andreas Höfer, Eike Schulz, Christian Breuer, Armin Baumert
Auch nach einem mehr als zwölfstündigen Seminartag fanden die Diskussionen zwischen Teilnehmern und Referenten nach Abschluss des offiziellen Teils beim abendlichen Beisammensein im Bistro der Europäischen Akademie Otzenhausen ihre Fortsetzung.
Blick ins PlenumQuelle: Andreas Kirchhoff
Prof. em. Dr. Gotthard Breit leitete am Sonntagmorgen mit seinem Vortrag „Doping und Freiheit – Tasten Dopingkontrollen die Menschenwürde an?“ eine weitere engagierte Diskussion ein.
Dr. Göttrik Wewer verteidigte die Praxis der Dopingkontrollen. Er verwies insbesondere darauf, dass die strengen Meldepflichten aufgrund der Neuregelung durch die Welt Anti-Doping Agentur (WADA) erfolgen und von den etwa 8.000 Kaderathleten in Deutschland nur wenige Hundert Sportler diesen Regelungen unterliegen.
Auch Christian Breuer unterstrich als Sprecher der Aktiven die Bedeutung und Notwendigkeit von Dopingkontrollen.
Prof. Dr. Horst Pagel (Universität Lübeck) verdeutlichte in seinen das Seminarprogramm ergänzenden Ausführungen zum Medikamentenmissbrauch am Arbeitsplatz die gesamtgesellschaftliche Dimension der Thematik.
Von den Teilnehmern wurde in der Schlussaussprache die Fortführung der Seminarreihe in 2010 für notwendig erachtet.
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz