BISp veranstaltet im Gesundheitsamt der Stadt Essen das Horst-Michna-Symposium 2008 zum Thema "Nahrungsergänzungsmittel im Sport".
Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) veranstaltet Horst-Michna-Symposium „Nahrungsergänzungsmittel im Sport“ am 10./11. April 2008 im Gesundheitsamt Essen
Dr. Rainer Kundt, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Essen
Seit es Spitzensport gibt, versuchen Athletinnen und Athleten durch eine besondere Ernährung einen vermuteten oder bestehenden Mangel an einzelnen Nährstoffen auszugleichen. Die Lebensmittelindustrie bietet Nahrungsergänzung nicht nur für den Sport, sondern auch für den Normalverbraucher an. Einerseits werden Lebensmittel angereichert, andererseits körpereigene Substanzen in konzentrierter Form angeboten.
Jahrtausende alte Traditionen der Naturmedizin bieten weitere Ansatzpunkte, um beispielsweise mögliche Unpässlichkeiten, die die Leistung im Wettkampf negativ beeinflussen könnten, zu bekämpfen.
Das BISp gibt mit dem Horst-Michna-Symposium einen Einblick, ob oder in welchem Umfang Nahrungsergänzung im Hochleistungssport notwendig ist und ausgewählte Substanzen für den Sport auch den Nutzen bringen, der ihnen zugesprochen wird.
Dr. Rainer Kundt, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Essen, begrüßte die 40 Teilnehmer des Symposiums und freute sich, dass die Tagung am Rande der Fitness- und Bodybuildingmesse (FIBO) im Gesundheitsamt veranstaltet wird.
Jürgen Fischer, Direktor des Bundesinstitutes für Sportwissenschaft, gab einen kurzen Problemaufriss zu den Nahrungsergänzungsmitteln im Hochleistungssport und zur Wahl des Tagungsortes Essen und der Namensgebung des Symposiums.
BISp-Direktor Jürgen Fischer
Prof. Dr. Walter Schmidt, Universität Bayreuth, moderierte den ersten Themenkomplex zu den Grundlagen.
Als Einstieg in die Problematik gab Prof. Dr. Norbert Maassen, Medizinische Hochschule Hannover, einen wissenschaftlichen Überblick über die Grundlagen bilanzierter Ernährung im Sport und führte dies insbesondere an der Kohlenhydratbilanz aus. Der Energiebedarf und Leistungsanforderungen korrelieren Untersuchungen nach nicht in allen Bereichen gleich, sondern müssen für alle Bereiche der Leistungsbereitstellung gesondert ermittelt werden.
Prof. Dr. Burkhard Viell, Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Verbraucherschutz, erläutert die Problematik zwischen gesunder Ernährung und möglichen Bedarf an Nahrungsergänzungsmitteln. Durch ausgewogene Ernährung können auch die für Spitzenleistungen erforderlichen Nährstoffe in der Regel verfügbar gemacht werden. Insbesondere dürfe nicht versucht werden, Fehlernährung durch entsprechende Nahrungsergänzung auszugleichen. Hinsichtlich der Einordnung von Nahrungsergänzungsmitteln wies er u. a. auf die Diätverordnung hin, in der auch auf Sportlernahrung hingewiesen wird.
Frau Dr. Bettina Bräutigam, Gesundheitsamt Essen, erläuterte insbesondere die Problematik der Abgrenzung zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln. Dabei erschweren die unklare Rechtslage und insbesondere die uneinheitliche Rechtsprechung die Bewertung.
Abschließend zu den grundlegenden Themen berichtete PD Dr. Heiko Striegel, Universität Tübingen, von seinen Untersuchungen zur Verbreitung von Nahrungsergänzungsmitteln im Sport. Er führte aus, dass Nahrungsergänzungsmittel im Fitness- und Bodybuildingbereich eine starke Verbreitung haben, im Spitzensport dagegen diese Substanzen zwar ebenfalls verbreitet sind aber in geringerem Ausmaß eingesetzt werden.
Prof. Dr. Renate Oberhoffer, TU München, moderierte die Vorträge des zweiten Themenkomplexes zu Beispielen von Nahrungsergänzungsmitteln und ihren Wirkungen.
Dr. Stefan Siebrecht, Firma Capsugel Pfizer, erläuterte Forschungen zur Eiweißbilanz des Organismus. Anschließend zeigte er die Ergebnisse von Studien, bei denen zu unterschiedlichen Zeiten nach Belastung Eiweiß als Ergänzung angeboten wurde. Je früher die eiweißspezifischen Bausteine für den körpereigenen Eiweißaufbau zur Verfügung gestellt werden, desto schneller kann auch der endogene Eiweißaufbau nach Belastung einsetzen und die Bilanz zwischen Auf- und Abbau positiv beeinflussen. Dabei ist auch von Bedeutung, welche Eiweißstoffe in welcher Form dargeboten werden.
Kreatin wird in großem Umfang als hochwirksame Nahrungsergänzung im Sport beworben. Hierzu stellte Dr. Martin Schönfelder, TU München, seine Untersuchungen vor. Systematische Metaanalysen haben gezeigt, dass Kreatin vornehmlich bei hoch intensiven wiederholenden Belastungen positive Effekte zeigt. Im Ausdauersport bewirkt dagegen die Supplementierung in den wenigsten Fällen einen Effekt. Eigene immunologische Untersuchungen zeigten, dass eine mittelfristige Kreatinsupplementierung wohl keine gesundheitsrelevanten Auswirkungen hat, bei langfristiger Supplementierung sind Gesundheitsschäden nach derzeitigem Kenntnisstand nicht auszuschließen.
Prof. Dr. Peter Stehle, Universität Bonn, referierte über Glutamin als Nahrungsergänzung. Es ist insbesondere in vielen pflanzlichen Nahrungsmitteln ausreichend verfügbar, so dass eine Substituierung in der Regel als überflüssig zu bewerten ist. Glutamin hat auf den belasteten Organismus positive Auswirkungen, beispielsweise nachweisbar am Immunsystem. Ausreichende Glutamingabe ist auch an der Umkehr eines katabolen Zustandes z.B. des erschöpften Sportlers beteiligt.
Prof. Dr. Mario Thevis
Den letzten Themenblock moderierte Prof. Dr. Mario Thevis, Deutsche Sporthochschule Köln. Weitere Beispiele von Nahrungsergänzungsprodukten wurden diskutiert und abschließend die Situation vor Ort am Beispiel des Olympiastützpunktes Rheinland dargestellt.
Dr. Ingolf Hosbach, Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin e.V. (DWGTCM) und Ruhr-Universität Bochum, zeigte Zusammenhänge traditioneller chinesischer Arzneimittel und westlicher Nahrungsergänzung auf. Er gab einen Überblick über den westlichen Kenntnisstand und die Wahrnehmung der Wirkungen und vermittelte einen Einblick in die Philosophie der Anwendung chinesischer Arzneimittel, die als Vielstoffgemische zu bezeichnen sind. Extrakte, insbesondere im Blick auf die Extraktionsverfahren, die in der chinesischen Arzneimitteltherapie unüblich sind, unklare Wirkstoffmenge und zweifelhafte Stabilität der Inhaltsstoffe sind als problematisch zu bewerten.
Karsten Köhler, Deutsche Sporthochschule Köln, führte verschiedene Studien zum natürlichen Testosteronspiegel und zur Zinksubstitution durch. Die Ergebnisse seiner Forschungen zur Wirkung von Zink auf den endogenen Testosteronspiegel ergaben keine Abhängigkeiten, so dass diesbezügliche andere Studien, auf die sich die Nahrungsergänzungsmittelindustrie bezieht, als diskussionswürdig und kritisch zu betrachten sind.
Abschließend gab Hans Braun, Olympiastützpunkt Rheinland, einen Überblick über die alltäglichen Probleme bei der Ernährungsberatung im Spitzensport. Nahrungsergänzung werde nicht nur aufgrund der Höchstleistung eingefordert, sondern auch angesichts suboptimaler Ernährung sowie möglicher Wirksamkeit, die sonst einem sportlichen Kontrahenten möglicherweise einen Vorteil verschafft. Er führte aus, welche Maßnahmen ergriffen werden um das Risiko einer positiven Dopingkontrolle durch verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel zu minimieren.
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